Tagebuch

1. Tag Oberstdorf - Freiburger Hütte

Über die Allgäuer Alpen ins Lechtal zum Rauhen Joch

Nach einer kleinen Orientierungsrunde in Oberstdorf ( 813 m ) starten wir so gegen 8.00 Uhr bei leichtem Nieselregen. Toller Start ! Der Weg vom Stillachtal hinauf ins Rappenalpental ist bis zur unteren Biberalpe noch geteert. Hier wechselt der Weg auf Schotter und bis zur Speicherhütte ( 1479 m ) geht’s ständig bergauf. Der leichte Nieselregen hat nun auch aufgehört und wie sich später herausstellte, sollte dies unser letzter Regen bis zum Gardasee sein. Ab Speicherhütte ist Schieben angesagt. Auf einem Trampelpfad, der nur teilweise gesichert und an manchen Stellen fast  völlig weggerutscht ist, ist absolute Trittsicherheit erforderlich. Mit geschultertem Bike erreichen wir den aus etlichen Tourenberichten bekannten Klettersteig mit den Eisenleitern und wir sind nach ca. 45 Minuten auf dem Schrofenpass (1687 m ). Nach einer kurzen Verschnaufpause und Grenzübertritt nach Österreich machen wir uns auf den Downhill nach Lechleiten ( 1406 m ). Die Abfahrt ist allerdings so schwer, dass wir immer wieder mal absteigen müssen. Von Lechleiten fahren wir über die Staatsstraße nach Warth und Lech. Hier ist Mittag und anschließend fahren wir auf einer Mautstraße über Zug ( 1512 m ) bis zur Unteren Älpele ( 1562 m ). Weiter geht´s  über den Wanderweg 63, der später wieder auf die Mautstraße führt. Dieser Wanderweg mit zusätzlichen hundert Höhenmetern rauf und runter ist aber in einem schlechten Zustand und nicht zu empfehlen. Wir nähern uns der Formarinalpe ( 1871 m ) und haben nun freien Blick auf den Formarinsee und die Freiburger Hütte ( 1918 m ), unser erstes Etappenziel. Die ersten Murmeltiere bekommen wir zu sehen und sie werden in den nächsten Tagen unsere ständigen Begleiter sein. Als wir auf der Hütte ankommen ist es noch früh, wir duschen uns, waschen unsere Klamotten und können uns vor dem Abendessen noch ein Stündchen aufs Ohr hauen.

km:  50,54

 

 

HM rauf = 1699m

Dauer:   6.16 Std.

Start:   7.55 Uhr

HM runter = 607m

Fahrzeit:  4.35 Std.

Ende:  14.11 Uhr

 

 

 

 

 

 

2. Tag Freiburger Hütte - Heilbronner Hütte

Vom Rauhen Joch ins Klostertal, über den Kristbergsattel ins Silbertal, Schönverwalltal zum Verbellner Winterjöchle

Nach dem Frühstück beginnen wir unsere 2. Etappe bei Frühnebel mit einem schweren Downhill hinab ins Klostertal nach Dalaas ( 800 m ). Während dieser Abfahrt werden wir von einer Kuh, die sich wohl auch im Downhillrausch befindet, eine ganze Zeit lang verfolgt. Weiter geht’s über eine steile Piste hinauf zum Kristbergsattel ( 1486 m ). Wir folgen der in der Tourenbeschreibung angegebenen Höhenloipe und fahren anschließend bis zur Jausenstation Hasahüsli ( 1170 m ) hinab. Da der Hunger in den beiden vergangenen Tagen unser ständiger Begleiter war, schlagen wir bei dem leckeren Essen auf dieser Jausenstation gleich zweimal zu. Der nun folgende Anstieg ist anfangs sehr steil, wird aber dann flacher und wir fahren eine ganze Weile auf gut ausgebautem Waldweg das Silbertal hinauf. Wir halten immer mal wieder an und genießen die grandiose Aussicht auf die schneebedeckten Berge der Verwallgruppe. Der letzte Teil hinauf zum Silbertaler Winterjöchle ( 1945 m ) ist auf einem schmalen Trampelpfad meist nur schiebend zu bewältigen und zum ersten mal überqueren wir die Baumgrenze. Nach kurzer Abfahrt und Überquerung des Flüsschens Rosanna beginnen wir mit unserem letzten Aufstieg hinauf ins Schönverwalltal. Hier sehen wir auch zum ersten Mal eine andere Gruppe Mountainbiker, die sich aber schon in der steilen Schiebepassage hinauf zur Heidelberger Hütte befindet. Nachdem wir die Rosanna zum zweiten Mal überqueren müssen, beginnt für uns der Aufstieg zum Verbellner Winterjöchle ( 2308 m ). Es geht nur noch schiebend und tragend voran. Nach ca. 1/2 Stunde taucht plötzlich ein riesiges Schneefeld vor uns auf. Voller Entsetzen stellen wir nach einer kurzen Orientierungspause fest, dass wir hier quer durch müssen. Na prima! Die vier Mountainbiker von vorhin, denen wir mittlerweile auch schon sehr nahe gekommen sind, schlagen aber eine andere Richtung ein. Wir halten uns an unsere Kartendaten und erreichen nach einer 1stündigen Schneewanderung die "Neue Heilbronner Hütte". Wir lassen uns ein Zimmer zuweisen, duschen und waschen unsere Klamotten bei erfrischenden Wassertemperaturen hier oben ( schweinekalt !!!). Am Abend kommen wir noch mit den anderen Mountainbiker ins Gespräch, die kurz nach uns hier eingetroffen sind und die gleiche Route wie wir fahren wollen. Überhaupt hat uns das Hüttenleben mit dieser besonderen Atmosphäre sehr gut gefallen. So gegen 22.00 Uhr legen wir uns ins Bett und schlafen wie die Murmeltiere.

km:  45,36

 

 

HM rauf = 2150m

Dauer:   9.47 Std.

Start:   8.18Uhr

HM runter = 1788m

Fahrzeit:  6.18 Std.

Ende:  18.05 Uhr

 

 

 

 

 

 

 

3. Tag Heilbronner Hütte - Sesvenna Hütte

Vom Verbellner Winterjöchle ins Paznauntal, Fimbertal, Fimberpass, Val Chöglia, Engadin, Val d’Uina zur Sesvenna Hütte

Wir sind schon früh auf und beginnen mit der Abfahrt hinunter zum Kopsstausee und weiter nach Galtür ( 1584 m ). Von der Lawine, die hier im vergangenen Jahr hinunter gekommen ist, ist nichts mehr zu sehen. Überall befinden sich neue riesige Lawinenverbauungen. Von Galtür aus fahren wir auf dem Radwanderweg nach Ischgl. Wir versorgen uns in einem kleinen Laden noch mit Lebensmitteln und machen uns an den Aufstieg zur Heidelberger Hütte ( 2264 m ). Die ersten Meter auf einer Teerstraße bis Mittelstation der Seilbahn sind extrem steil. Der Weg wechselt aber dann auf Schotter und lässt sich nun das Fimbertal hinauf besser fahren. Die Landschaft hier ist echt toll und auf halber Strecke überqueren wir die Schweizer Grenze. Gegen 12.00 Uhr erreichen wir die Heidelberger Hütte und machen erst einmal Mittag. Da unsere Klamotten in der vergangenen Nacht wieder einmal nicht ganz trocken geworden sind, nutzen wir die Mittagshitze und hängen unsere Sachen über einen Jägerzaun auf. Die Hütte hat uns überhaupt sehr gut gefallen und sie scheint ein begehrtes Ziel für Wanderer zu sein. Der Aufstieg zum Fimberpass ( ca. 1 1/4 Std.) ist wieder nur schiebend zu bewältigen. Immer wieder müssen wir durch Schneefelder, aber die Aussicht von der Passhöhe ( 2608 m ) entschädigt uns für alles. Weiter geht's mit einem schweren Downhill hinab ins Val Chöglia über Vna nach Sur En. Hier beginnen wir mit dem Aufstieg zur Uina-Schlucht.  Dieser Teil unserer Alpenüberquerung empfanden wir als den Schönsten. Es geht stetig bergauf und nach ca. 1,5 Std. erreichen wir den Teil der Schlucht, wo der Weg in die senkrechte Felswand hineingehauen wurde. Welch ein Aufwand und was für eine Aussicht. Bis zur Schlinigpasshöhe ist es aber noch ein gutes Stück. Es ist schon spät, uns ist schweinekalt und wir sind froh als wir endlich die Sesvenna Hütte ziemlich erschöpft erreichen ( ca. 20.00 Uhr ). Der Hüttenwirt ist aber superfreundlich und wir bekommen darüber hinaus noch ein super Essen serviert. Die Freundlichkeit der Gastfamilie und der Service hier oben waren einfach super und wir haben uns hier richtig wohl gefühlt.

km:  68,95

 

 

HM rauf = 2545m

Dauer:   12.20 Std.

Start:   7.44 Uhr

HM runter = 2588m

Fahrzeit:  8.25 Std.

Ende:  20.04 Uhr

 

 

 

 

 

 

4. Tag Sesvenna Hütte - Trafoi

Von der Sesvenna Hütte in Schliniger Tal, Schartalpe, Platztal nach Trafoi

Nach einem tollen Frühstück reparieren wir zuerst Manfreds Vorderreifen, der vom Tag zuvor kleinere Blessuren davongetragen hat, und wechseln die Bremsbeläge. Die Abfahrt ins Schliniger Tal und der ständige Blick auf das Ortlermassiv sind sehr reizvoll. Wir kommen nach Laatsch und Glurns ( 907 m ) und fahren auf dem Vinschgauer-Radwanderweg nach Lichtenberg ( 923 m ). Es folgt ein steiler Aufstieg auf einem Forstweg zur Schartalpe ( 1829 m ) mit anschließendem Downhill nach Stilfs ( 1318 m ). Hier füllen wir bei einem kleinen Italiener  unseren Kohlehydratspeicher wieder auf. Auf einer Militärstraße geht’s nun ständig bis zur Furkelhütte das Platztal hinauf. Immer wieder müssen wir den Kühen, die hier oben grasen, ausweichen und die Fliegen, die nun ständig um unsere Köpfe schwirren, sind auch nicht gerade angenehm. Von der Furkelhütte ( 2160 m ) haben wie einen schönen Blick auf den Ortler und Trafoi, unser nächstes Etappenziel, das wir nach einem ca. 1stündigem Downhill erreichen. Wir quattieren uns ins Hotel Bella Vista von Gustav Thöni ein. Nach den Strapazen am dritten Tag war die heutige Etappe nicht so schwer und wir lassen uns im Bella Vista mit tollen Service und 5-Gänge-Menue verwöhnen.

km:  53,78

 

 

HM rauf = 1766m

Dauer:   7.52 Std.

Start:   8.49 Uhr

HM runter = 2480m

Fahrzeit:  5.35 Std.

Ende:  16.41 Uhr

 

 

 

 

 

 

5. Tag Trafoi - Santa Catarina Valfurva

Übers Stilfser Joch nach Bormio ins Valfurva-Tal

Nach gutem Frühstück und Verabschiedung machen wir uns auf den Weg zum Stilfser Joch ( 2757 m ). In 46 Kehren und 1200 Höhenmetern geht’s ständig Richtung Passhöhe hinauf. Da der ganze Weg geteert ist, lässt er sich allerdings recht gut bewältigen. Während der Auffahrt werden wir immer wieder von Leuten angefeuert, die uns auf dem Motorrad oder mit dem Auto überholen - ein tolles Gefühl. Der ständige Blick auf das Ortlermassiv und die tolle Panoramaaussicht auf die hinter uns gelassenen Kehren lassen aber jede Anstrengung vergessen. Diesen Pass muss man einfach mal gefahren haben. Auf der Passhöhe herrscht allerdings reges Treiben und um den Touristenmassen zu entkommen, machen wir uns nach einer kurzen Fotopause auf zur Drei Sprachen Spitze ( 2843 m ), den höchsten Punkt unseres Alpencrosses. Von hier aus geht’s über ein riesiges Schneefeld zum Pass Umbrail ( 2503 m ) hinab. Diese anstrengende Schiebe- und Tragepassage hätten wir uns im nachhinein schenken können und wir wären besser bis zum Umbrailpass auf der Teerstraße hinunter gefahren. Von hier aus führt der Weg laut Streckenbeschreibung auf Militärwegen über die Bocchetta di Forcola ins Valle Forcola hinab. Da wir aber schon von hier aus ausgedehnte Altschneefelder erkennen können, entschließen wir uns, die zwar wohl nicht so atemberaubende Abfahrt über Militärpisten aber dennoch sehr schöne Talfahrt auf der Passstraße nach Bormio ( 1225 m ) hinunter zu fahren. In Bormio machen wir auf einem kleinen, sehr hübschen Dorfplatz Mittag. Die letzten Höhenmeter das Valfurva Tal hinauf müssen wir auf einer Staatsstraße bewältigen. Wir erreichen St. Catarina Valfurva aber schon sehr früh und gönnen uns in einer Eisdiele erst einmal eine gute Portion Eis. Nachdem wir eine Pension gefunden und geduscht haben trinken wir vor dem Abendessen in der Ortschaft noch zwei Bier.

km:  50,16

 

 

HM rauf = 1830m

Dauer:   6.27 Std.

Start:   8.36 Uhr

HM runter = 1606m

Fahrzeit:  4.30 Std.

Ende:  15.03 Uhr

 

 

 

 

 

 

6. Tag Santa Catarina Valfurva - Dimaro

Über den Gavia-Pass, Valle di Viso, Forcellina di Montozzo, Val di Pejo nach Dimaro ins Val di Sole

Wir beginnen unseren ersten Aufstieg Richtung Gaviapass auf der Passstraße. Während der Auffahrt haben wir immer wieder einen schönen Ausblick ins Valfurva-Tal hinunter und auf der anderen Seite zum Monte Gavia. Nachdem wir die Baumgrenze überschritten haben finden wir auch schon wieder die ersten Schneereste am Straßenrand vor. Auf der Passhöhe ( 2621 m ) türmt sich der Altschnee entlang der Asphaltstraße ganz schön hoch. Hier oben haben wir wieder eine grandiose Fernsicht. Wir können es gar nicht glauben, dass wir mit dem Wetter solch ein Glück haben. Die Abfahrt nach Pezzo hinunter gestaltet sich als kleines Abenteuer. Immer wieder ist der Weg teilweise und an einigen Stellen sogar fast komplett abgerutscht. Stellenweise sind aber auch noch die Anfeuerungsparolen des Giro von 1999 zu lesen. In Pezzo ( 1565 m ) hat die einzige Pizzeria leider geschlossen, so dass wir hungrig bis Case di Viso (  1763 m ) weiterfahren und dort Mittag machen. Nun folgt der 2. schwere Anstieg des Tages auf einer Schotterstraße bis zur Rifugio Mortozzi Bozzi ( 2478 m ). Nachdem wir uns hier oben die alten Militärverbauungen angeschaut und einen Cappuccino getrunken haben, schleppen wir unser Fahrräder wieder einmal durch ein Altschneefeld zur Passhöhe Forcellina di Montozzo ( 2613 m ) hinauf. Es folgt ein Downhill bis zum Stausee Lago di Pian Palu. Von hier aus geht’s das Val di Pejo hinunter. Ab Cusiano müssen wir bis Dimaro auf der Staatsstraße 42 unsere letzten Tageskilometer abstrampeln ( nicht so schön ). Wir suchen uns eine Pension und trinken anschließend noch zwei Bier.

km:  72,27

 

 

HM rauf = 2018m

Dauer:   9.08 Std.

Start:   8.20 Uhr

HM runter = 2908m

Fahrzeit:  6.38 Std.

Ende:  17.28 Uhr

 

 

 

 

 

 

7. Tag Dimaro - Malcesine

Zwischen Presanella und Brenta nach Malcesine am Gardasee

Heute haben wir mit knapp 100 km unsere längste Etappe vor uns und machen uns daher zeitig auf den Weg. Der Anstieg entlang des kleinen Flüsschens Meledrio ist anfangs ziemlich heftig, lässt sich aber dann nach einigen Kilometern gut fahren und so erreichen wir nach ca. 2 Stunden die Malga Mondifra ( 1629 m ). Wir fahren weiter nach Madonna di Campiglio ( 1525 m ). An den großen Bettenburgen und den ganzen Skiliften kann man erahnen, was hier im Winter los sein muss. Nach einigen kleinen Orientierungsschwierigkeiten fahren wir das Val d'Agola bis zum Agola-See hinauf. Hier beginnt eine ca. 45minütige Schiebepassage bis zum Passo Bregn de l'Ors ( 1836 m ). Auf der Passhöhe treffen wir eine Gruppe Wanderer, die uns noch mit Süßigkeiten versorgt, und machen uns dann auf die Abfahrt bis zur Refugio Ghedina ( 1128 m ). Nach einer großen Portion Pasta geht’s nun über Stenico ( 668 m ) bis nach Ponte Arche ( 400 m ) immer weiter bergab. Bis zum Passo del Ballino haben wir nur noch ca. 360 Höhenmeter aufwärts zu bewältigen. Auf der Teerstraße ist das aber kein Problem und kurze Zeit später können wir den Gardasee zum ersten Mal sehen. Im Downhillrausch fahren wir nach Riva ( 73 m ) hinab. Bis Malcesine sind es jetzt nur noch ca. 15 km entlang des Gardasees und in Vorfreude, dass wir es bald geschafft haben, fallen uns diese letzten Kilometer auch nicht mehr so schwer. In unserer Hotelanlage werden wir dann auch noch herzlichst von unseren Frauen und von Tobias begrüßt und können uns noch auf ein paar angenehme Tage zum Ausspannen freuen. Trotz der ganzen Strapazen war diese Alpenüberquerung in grandioser Bergkulisse einfach super und wir sind uns sicher, dass das nicht unsere Letzte war.

km:  96,17

 

 

HM rauf = 2103m

Dauer:   8.33 Std.

Start:   8.25 Uhr

HM runter = 2785m

Fahrzeit:  6.31 Std.

Ende:  16.58 Uhr

 

 

 

 

 

 

     Streckendaten insgesamt:

km: 438

HM rauf = 14142m

Gesamtfahrzeit: 42.34 Std.

 

HM runter = 14868m

Dauer: 60.25